Rechts werden zwei Hautuhren Modell U hptu 48 der Firma Siemens & Halske aus dem Jahre 1958 gezeigt. Aufgrund ihrer Ausführung handelt es sich um sogenannte Sekundenpendeluhren. Zwischen den beiden Hauptuhren ist der Fernregulierzusatz angebracht. Das ganze nennt man in dieser Zusammenstellung auch Uhrenzentrale.

Diese Uhren sind für eine Betriebsspannung von 60 V- ausgelegt. Somit konnte man die Amtsspannung der Post von 60 V für die Uhrentechnik mitnutzen.

Jede Uhr wird durch das Antriebsgewicht in Gang gehalten. Bei jedem minütlichen Uhrenimpuls wird das Gewicht wieder in die oberste Endlage gezogen. Fällt die 60V-Stromversorgung aus, bleiben die Nebenuhren stehen, jedoch die Hauptuhren laufen, angetrieben durch das Gewicht, bis zu 24 Stunden weiter. Das ganze nennt man die sogenannte „Gangreserve“. Kehrt in dieser Zeit der Strom wieder, wird die Impulseinrichtung der Nebenuhren in Gang gestetzt und die Nebenuhren werden automatisch wieder gestellt, bis die korrekte Uhrzeit erreicht ist.

Die linke Hauptuhr, genannt Hauptuhr 1 (HU 1) ist mit einem sogenannten Riefler-Kompensationspendel aus Invar-Stahl ausgerüstet. Invar hat die positive Eigenschaft Temperaturschwankungen sehr gut ausgleichen zu können. Dadurch hat diese Uhr eine sehr hohe Ganggenauigkeit und somit eine sehr geringe Gangabweichung. Aufgrund dieser Eigenschaften ist diese Uhr eine Präzisionshautuhr und somit die taktgebende Uhr der Uhrenzentrale, quasi neudeutsch gesagt der „Master“.

Die rechte Hauptuhr, genannt Hauptuhr 2 (HU 2) ist mit einem regulären Stahlstabpendel ausgerüstet. Sie ist die taktempfangende Uhr, also der „Slave“.

HU 1 und HU 2 sind mit einem Pendelreguliersystem ausgestattet, welches mit dem Fernregulierzusatz zusammenarbeitet. Beide Einrichtungen stammen von der Firma Telefonbau & Normalzeit (T&N).

Der Fernregulierzusatz vergleicht die taktgebende HU 1 mit der taktempfangenen HU 2. Sollte eine Differenz zwischen HU 1 und HU 2 festgestellt werden, d.h. HU 2 geht nach bzw. geht vor, dann wird HU 2 durch einen Magneten beschleunigt bzw. gebremst, bis beide Hauptuhren wieder synchron im Gleichlauf sind. Das Pendelreguliersystem und der Fernregulierzusatz bilden zusammen die sogenannte Gleichlaufeinrichtung der Uhrenzentrale. Mit dem Fernregulierzusatz war es außerdem möglich die Uhrenzentrale mit einem übergeordnetem Zeitnormal zu synchronisieren. Dies hat beispielsweise bei der Deutschen Bundesbahn Anwendung gefunden. Bei der Deutschen Bundespost ist uns diese Verfahrensweise derzeit nicht bekannt.

Das folgende linke und rechte obere Bild zeigt das Pendelreguliersystem der HU 1, das rechte untere Bild das System der HU 2. Bedauerlicherweise ist der Eisensteg samt der Pertinaxbefestigung am Pendel abgebrochen und befindet sich derzeit in Reparatur. Die linke untere Abbildung zeigt den Fernregulierzusatz von nahem.